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News vom Marketing-Club Neckar-Alb

Don't be evil

MCNA on Tour // Mai 2024

Die Suche nach dem Motto für einen Club-Abend kann so einfach sein: "Nicht verzagen, Youtube fragen!", warf Beiratsmitglied Judith Kaltarar zu Beginn der April-Veranstaltung in den großen Saal der Kreissparkasse in Metzingen. Auch Club-Präsident Michael Rampf näherte sich in seiner Begrüßung zur "bestbesuchten Veranstaltung seit Corona" über das Beispiel Tutorial dem Thema des Abends an. Ina Fuchs, bei Youtube für das Partnership-Team verantwortlich, das nach ihren Angaben über "10.000 Influencer" in weiten Teilen Europas, im nahen Osten und in Afrika betreut, zeigte, dass die Video-Plattform weitaus mehr zu bieten hat, als den Aufbau eines Zeltes nachzuvollziehen oder einem laminierten Werkstück beim Trocknen zuzusehen.

 

Was bei der Präsentation sofort auffiel: Fremdeln geht bei Youtube nicht. Ina Fuchs stellte sich mit vielen Details aus ihrem persönlichen Leben - inklusive Bild der eigenen Kinder auf dem Sperrbildschirm - vor, duzte die Anwesenden konsequent und hatte sich auf der Teilnehmerliste einige Anknüpfungspunkte für konkrete Beispiele herausgepickt - nicht zuletzt aus dem Bereich Finanzberatung, wo sie der Sparkasse einen besonders gelungenen Auftritt bescheinigte. "Die machen keine Werbung sondern erklären Kredite und Anlagen. Damit verbindet man sie als Ansprechpartner", lobte Ina Fuchs, was Gastgeber Thilo Schmid gefallen haben dürfte. Erfolg auf Youtube sei indes nicht von der Größe einer Institution abhängig, verwies Fuchs auf einen gut geklickten Kanal, der Tipps für den Immobilienerwerb ohne Eigenkapital verbreitet. Allerdings dürfe man sich von einfacher Aufmachung und scheinbarem Feierabend-Ambiente nicht täuschen lassen: "Wer auf Youtube Geld mit seinen Videos verdient, macht das in Vollzeit und hat auch meistens ein mehrköpfiges Team." Dass aus dem Hobby ein Hauptberuf werde, sei nicht ohne Ambivalenzen "Wir haben einige Ärzte, die ihren Job aufgegeben und auf Videos umgesattelt haben." 

 

Dennoch sei der Einstieg technisch und inhaltlich niedrigschwellig. "Für jeden Content gibt es Zuseher", ermutigte Fuchs ihr Publikum und schob noch nach: "Wenn man nicht auf Youtube seine Geschichte erzählt, dann tun das andere." Der Reichweite sei es indes zuträglich, zunächst die passenden Schlüsselwörter aus den Trends herauszusuchen und daran den Inhalt aufzuhängen. "Ohne die richtigen Keywords findet man die Videos nicht", stellte Fuchs fest, dass Youtube nach der Konzern-Verwandtschaft Google die zweitgrößte Suchmaschine im Internet sei. Dennoch gelte die Faustregel: Inhalte für die Zielgruppe, nicht für den Algorithmus, zumal die digital Natives ein feines Gespür für Authentizität hätten und man mit aufgesetztem Gehabe schnell im "Bullshit-Filter" lande. Die Zuseher zu Likes und Abos anzuhalten sowie regelmäßiges Hochladen - fast wie lineares Fernsehen "jeden Dienstag" - sorge für mehr Aufmerksamkeit und halte die Zuseherschaft bei Laune. Interaktion in der Kommentarspalte sorge für zumindest vermeintliche Nähe. Fuchs räumte hierbei ein, dass auch sie selbst zuweilen der Illusion erliege, Menschen aufgrund ihrer Videos zu kennen, was ihr dann bei persönlichen Treffen mit Influencern aufgefallen sei.

 

Ob man sich Langformaten, hochkantiger Kurzvideos oder Live-Übertragungen bediene sei situativ und schließe einander nicht aus, ebenso wie das gleichzeitige Bespielen und Cross-Marketing unterschiedlicher Social Media. Den Trend zu "Shorts" beleuchtete Fuchs dennoch eingehend. "Seit Corona ist ein ganzer Schwung neuer Creators und Influencer in diesem Segment hinzugekommen." Noch wichtiger nehme Youtube das Thema KI. Fuchs gab hier einen Ausblick auf eine ganze Reihe an Funktionalitäten, die auf Sicht kommen sollen wie automatisierte Audio-Filter und Tonschnitt oder Auswahl lizenzfrei nutzbarer Musik, "damit die Nutzungsrechte klar sind". Ein anderes Tool soll den "Remix" vorhandener Videos erleichtern, deutete Fuchs an, dass ein großer Teil der Youtube-Videos aus wiederverwendetem Material bestehen. Sprachbarrieren sollen bald über automatisiert erstellte und übersetzte Untertitel und dann im nächsten Schritt per Sprachübersetzung in der nachgebauten Originalstimme überwunden werden. Um sich heranzutasten und auf dem Laufenden zu bleiben, empfahl Fuchs creatoracademy.youtube.com. Generell gelte, dass KI-generierter Content bei Youtube als solcher gekennzeichnet werden müsse. Dazu gab Fuchs den Hinweis, dass, anders als in Asien, in Europa immer noch echte Personen künstlichen Avataren vorgezogen würden. Apropos Asien: Zwischen dem amerikanischen Alphabet-Konzern und dessen Konkurrenz aus China zog Fuchs eine Gut-Böse-Trennlinie. "Wir betreuen auch Middle East. Ihr könnt Euch vorstellen, was da gerade für Inhalte kommen", überließ Fuchs geschickt die Zensur von Gewaltabbildungen der Schere im Kopf ihrer Zuhörer. Von einer befreundeten Leiterin einer Jugendeinrichtung habe sie dagegen erfahren, dass deren Mädchen "das Ritzen auf TikTok gelernt haben."